Historie

„AHOI - hier ist der Sender Heimliche Liebe und die Schiffsbegrüßungsstelle Borkum“

tönte es bis in die 70er Jahre aus den Druckkammer-Lautsprechern vom so genannten „Storchennest“ des Café-Restaurants „Heimliche Liebe“.
In einer weiß-grünen gehaltenen Broschüre aus dem Jahre 1959 betitelt mit „Kleiner Führer über die grüne Insel Borkum, dem Meeresheilbad im Hochseeklima“ schrieb der Fremdenführer Walter Klaas Dykmann (†) einen Aufsatz über das Café-Restaurant „Heimliche Liebe“ den wir hier in gekürzter Form wiedergeben: „Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurde die Insel Borkum als nordwestlichster Punkt des deutschen Kaiserreiches als starke Festung ausgebaut. Eine recht große Zahl an Bunkern und schweren Geschützfundamenten wurde angelegt und dabei auch der Bunker am Südende der Strandmauer in Beton gegossen. Er hatte die Aufgabe eines Hauptfeuerleitstandes zur Sicherung der Dampfereinfahrt nach Emden. Seine Armierung war ein SMG 08/15, die Schießscharten waren noch lange nach der Beendigung des letzten Krieges zu sehen.
Die günstige Lage ermöglichte eine genaue Beobachtung der ganzen Westerems bis zur offenen Nordsee. Die Festung Borkum trat im Kriege 1914/18 nicht nennenswert in Aktion und auch dieser Bunker wurde, wie alle anderen 1919 „eingemottet“, 1939 wurde dieser Bunker zum Marine-Flakstand mit einer 2 cm Kanone. Auf dem in den hohen Dünen eingebetteten Bunker war ein Schutzring aufgebaut, in welchem der Marinesoldat seine Wache hielt.
Die Aufgabe der Festungsanlage - Sicherung der Emsfahrt - war noch erweitert worden, da auf Borkum-Reede die großen Geleitzüge zur Versorgung der Norwegenfront zusammen gestellt wurden. Die Bunkerbesatzung kam oft zum Einsatz, diese Einsätze liefen aber fast immer glimpflich ab.

Der Name "Heimliche Liebe"

Nicht zuletzt hatten sie Glück in der Liebe und das Südende der Strandmauer wurde oft ein Treffpunkt für ein Stelldichein. Und dann lenkten die Dünen mit ihren vielen Pärchen den eintönigen Wachdienst ab. Und so kamen die Soldaten bei einem Bunkerwettbewerb auf den Einfall, ihre Behausung „Heimliche Liebe“ zu taufen - ein sinniger Name in einer unsinnigen Zeit.“ Soweit der Artikel von W. Dykmann.

Es gibt aber auch noch eine zweite Version über die Namensgebung des Bunkers:
Kurz nach Beginn des Krieges bezog eine Marine-Artillerie-Einheit den Bunker und gab ihm die Bezeichnung, denn diese Einheit kam aus Essen/Ruhr und hatte den Namen nach der nahegelegenen Ausflugsstätte erhalten, die auf einem Hügel nahe der „Villa Hügel” der Familie Krupp gelegen ist. Der Chef dieser Industriellenfamilie wollte einst seine bekannte Villa auf diesem Hügel erbaut haben. Die Architekten aber rieten dringend ab, und so erhielt die Villa ihren jetzigen Platz. Krupp selber aber hat es nie verwinden können und lenkte seine Schritte immer wieder zu dieser geliebten Stelle, wodurch Sie im Volksmund den Namen „Krupps heimliche Liebe” erhielt.
Fest scheint jedoch zu stehen, das Ernst Hunze den Namen seiner Gaststätte von dem Bunker übernahm

Ernst Hunze

Ernst Hunze

Ernst Hunze pachtete den Bunker

Mit Vertrag vom 25. März 1950 pachtete Ernst Hunze „das auf der Düne befindliche ehem. Flakstandfundament“ um es „zu einem Strandpavillon auszubauen“. Im Vertrag heißt es weiter: „die Pacht läuft ab 1. August 1949“, so dass man davon ausgehen kann, dass Hunze bereits im Jahre 1949 den Betrieb aufgenommen hat. Im Jahre 1955 wurde das Anwesen dann käuflich erworben und zwar von Frau Theresia (Thea) Hunze, geb. Rummeni.

Vom Bunker zum Restaurant

Bereits 1953 wurde ein Antrag auf Anbau eines Wohn- und Wirtschaftsgebäudes nebst Veranda gestellt und genehmigt. Laut vorliegender Unterlagen erfolgten bis Ende der 60er Jahre laufend Um-, An- und Erweiterungsbauten. Auch wurden Grundstücksflächen wegen erforderlicher Küstenschutzmaßnahmen (Ausbau der Strandmauer usw.) bis 1962 zwischen Hunze und dem Wasser- und Schifffahrtsamt hin- und her getauscht. Von 1969 bis 1982 wurde das Lokal von Enno Hunze, dem Sohn der Firmengründer betrieben. Wann genau die lange Jahre betriebene Schiffsbegrüßungsstelle installiert wurde, lässt sich nicht mehr genau feststellen.

Aus der Zeit, in der diese Anlage betrieben wurde und zahlreiche ein- und auslaufende Schiffe mit der jeweiligen Nationalhymne begrüßt wurden, stammt eine Schallplatte. Die A-Seite enthält das Lied „In der Heimlichen Liebe“ von und mit dem unvergessenen Rudi Schmidt. Den Text finden Sie am Schluss dieses Artikels. Auf der B-Seite eine „Original-Aufnahme“ von der Schiffsbegrüßungsstelle.

Ernst Hunze war zwischenzeitlich auch Bürgermeister und Kurdirektor auf Borkum. Zahlreiche Legenden und Anekdoten ranken sich um seine Person als Gastronom und Politiker. So soll zum Beispiel die Einführung der Mülltonnen auf Borkum durch ihn als Bürgermeister veranlasst worden sein. Die Bevölkerung kreierte darauf hin den Namen „Hunze-Tonnen“ für die neuen Abfallbehältnisse.

Hummer mit goldenem Besteck

Im „Storchennest“, dem mit Reet überdachten Schutzring oberhalb des eigentlichen Bunkers, soll zu Hunzes Zeiten nur Hummer oder Chateaubriand mit goldenen Bestecken serviert worden sein, so jedenfalls die Überlieferung. Tatsache ist jedoch, dass Curd Jürgens und Heinz Erhardt, aber auch in jüngster Zeit namhafte Politiker und Prominente zu den Gästen des Restaurants gehörten.

Neubeginn

Im Jahre 1982 wurde die „Heimliche Liebe” von Karl-Heinz Leidheiser erworben. Die Schiffsbegrüßungsstelle musste aufgegeben werden, da für private Landstationen keine neuen Sende-Lizenzen zu erhalten waren. Karl-Heinz Leidheiser baute das Lokal weiter um und aus. In der Küche hat inzwischen Sohn Lars das Zepter übernommen.

Im Frühjahr 2001 konnten nach jahrelangen formalrechtlichen Querelen mit den zuständigen Behörden endlich unbedingt erforderliche umfangreiche Umbau-maßnahmen erfolgen. So wurde u.a. die Küche nach den neuesten Vorschriften renoviert, eine neue Toilettenanlage mit Baby-Wickelmöglichkeit eingebaut. Außerdem wurde die langersehnte Renovierung des Storchennestes mit aufwändiger Neueindeckung des Reetdaches durchgeführt. Auf dem hinteren Teil wurde eine Betreiberwohnung errichtet.

Auf dem Areal befinden sich auch Ferienwohnungen mit einmaligem Meer- und Dünenblick, die von Leidheisers Ehefrau Karin betreut werden.

Die Gastronomie der „Heimlichen Liebe” genießt heute weit über Borkum hinaus einen hervorragenden Ruf.

Lied

„In der Heimlichen Liebe” von Rudi Schmidt

Refrain:
In der Heimlichen Liebe ist es romantisch und schön,
in der Heimliche Liebe muß man vor Anker geh´n.
In der Heimliche Liebe fand ich einst mein Glück,
drum sehn´ ich mich nach Borkum und der Heimlichen Liebe zurück.

Ja liebst Du Romantik beim Kerzenschein,
dann kehr´ in die Heimliche Liebe ein
dort siehst Du bei Wein und Likör
die Sterne, den Strand und das Meer

(Refrain)

Der Wirt grüßt die Schiffe aus nah und fern,
das hören die Seeleute alle gern,
und wo ein Akkordeon erklingt,
begeistert und froh jeder singt

(Refrain)

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